Die Dreigroschenoper - Hofspektakel – Puppentheater Magdeburg
Wie aktuell doch das bekannte Brechtsche Stück wieder geworden ist! Die Inszenierung der „Dreigroschenoper“ durch das Puppentheater Magdeburg im Rahmen des Hofspektakels zeigt eindrucksvoll, dass Klassiker
nicht verstauben müssen – im Gegenteil: Sie treffen uns gerade heute mitten ins Herz.
Die Bühne ist puristisch gehalten, fast karg – und gerade dadurch so wirkungsvoll. Die musikalische Begleitung am Akkordeon
ist wunderbar und schafft eine dichte, zugleich leichtfüßige Atmosphäre, die perfekt zu Brechts epischem Theater passt.
Die Puppen sind keine traditionellen Marionetten – vielmehr arbeitet das Ensemble mit stilisierten Andeutungen: Masken,
Handschuhe, Tücher und wenige Requisiten genügen, um ganze Welten entstehen zu lassen.
Das fordert die Phantasie des Publikums heraus – und belohnt es mit einem außergewöhnlichen Theatererlebnis.
Großartig die Leistung des Ensembles: Mit großer Spielfreude und feinem Gespür für Ironie und Ernsthaftigkeit bringen die
Darsteller*innen Brechts und Weills Werk zum Leben. Über kleinere stimmliche Schwächen kann man da getrost hinwegsehen.
Ein besonderes Highlight war die Präsentation des berühmtesten Lieds des Stücks: Zunächst wurde der ursprüngliche Text nur auf
Pappschildern gezeigt – dann, als Zugabe, der nach dem Zweiten Weltkrieg geänderte Text gesungen. Eine Mahnung, ein Nachhall – und ein eindrucksvoller Appell an unsere Gegenwart.
Kaiser-Otto-Preisverleihung im Magdeburger Dom
In der ehrwürdigen Atmosphäre des Magdeburger Doms fand die 20. Verleihung des Kaiser-Otto-Preises statt – und stand in diesem Jubiläumsjahr ganz im Zeichen von Musik, Haltung und gesellschaftlichem Engagement.
Erstmals wurden zwei Persönlichkeiten gleichzeitig ausgezeichnet: der Pianist Igor Levit und die Violinistin Lisa Batiashvili.
Beide gelten nicht nur als herausragende Künstlerpersönlichkeiten von internationalem Rang, sondern auch als Stimmen des Gewissens, die sich mutig und konsequent zu gesellschaftlichen Fragen äußern.
Ihre Verdienste sind vielfältig, ihre Wirkung weit über den Konzertsaal hinaus spürbar.
Die zweistündige Zeremonie war geprägt von Reden und musikalischen Beiträgen. Schauspieler Christian Berkel wirkte als Laudator ein wenig überfordert, war den beiden aber herzlich zugeneigt.
Begleitet wurde die Veranstaltung von Mitgliedern der Philharmonie des Theaters Magdeburg, die dem Abend einen feierlichen Rahmen gaben.
Die mächtige Domorgel ertönte zum Ein- und Auszug – ein musikalisches Symbol für Größe und Beständigkeit.
Weniger überzeugend zeigte sich der anschließende Empfang im Domremter, bei dem die Verpflegung mit Brezeln – mit und ohne Butter – eher schlicht ausfiel. Hier wäre bei einem Ereignis dieser Größenordnung und Bedeutung ein wenig mehr Festlichkeit wünschenswert gewesen, vor allem auch in der Darreichung!
Ein besonderes Highlight für viele war jedoch die persönliche Nähe zu den Preisträgern.
So ergab sich für manche Gäste – wie in meinem Fall – sogar die Möglichkeit zu einem kurzen, inspirierenden Gespräch mit Igor Levit.
Ein Moment, der in Erinnerung bleibt!
Ein großer Dank gilt dem Preiskomitee für diese kluge und mutige Entscheidung. Mit Lisa Batiashvili und Igor Levit wurden zwei Persönlichkeiten geehrt, die Kunst und Haltung in einzigartiger Weise verbinden – ein Signal, das weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlt.
Klosterbergegarten MD Telemann-Sommerfest
Der von Peter Joseph Lenné kunstvoll gestaltete Klosterbergegarten bot die perfekte Kulisse für ein Fest, das die Zeit zurückdrehte:
Das Telemann-Sommerfest lud ein zu einem unvergesslichen Tag voller barocker Klänge, Farben und Genüsse.
Bei strahlendem Sonnenschein verwandelte sich das weitläufige Gelände in eine lebendige Szenerie des 18. Jahrhunderts.
Besucher hatten die Möglichkeit, sich mit historischen Gewändern einzukleiden und in die Rolle von Edelleuten zu schlüpfen. Wer durch den Park flanierte, stieß allerorts auf Musikgruppen mit historischen Instrumenten, auf höfische Tänze, duftende Blumenkränze und kunstvollen Blumenschmuck, den man selbst gestalten konnte.
Nicht nur optisch, sondern auch akustisch wurde das Fest zu einem Erlebnis: Musik von Georg Philipp Telemann und seinen Zeitgenossen klang durch die Alleen und Wiesen, stets begleitet vom fröhlichen Treiben der Gäste. Unter Anleitung konnten Interessierte an Tanzworkshops teilnehmen und selbst einen Schritt in die höfische Welt wagen.
Ein weiteres Highlight war die große Picknickgesellschaft. Familien und Freunde breiteten Decken unter schattigen Bäumen aus, teilten kulinarische Köstlichkeiten und genossen die entspannte, festliche Atmosphäre.
Das Telemann-Sommerfest im Klosterbergegarten war ein Fest für alle Sinne – liebevoll organisiert, musikalisch hochwertig und mit einem besonderen Gespür für historische Authentizität. Es ließ nicht nur das barocke Erbe Telemanns aufleben, sondern schenkte den Besuchern vor allem eines: einen Tag voller Leichtigkeit, Musik und Lebensfreude.
50 Jahre Kunstmuseum Kloster unser lieben Frauen
Leider war das Werbeplakat für die Feier zu diesem denkwürdigen Anlass sehr missverständlich gestaltet: eine große 50 und
lediglich ein Sinnspruch waren vielleicht ein Grund dafür, das so wenig Leute zum feiern kamen.
Dabei gab es den ganzen Tag wunderbare Beiträge, Führungen, Musik, eine große Tombola zu genießen. Letztendlich hatte der
Freundeskreis draußen im Skulpturenpark eine fantastische lange Tafel unter Bäumen mit unterschiedlichsten leckeren Rührkuchen aufgebaut.
Zum Abschluss gab es eine Licht-Musik-Installation in der Konzertkirche, an der man sich durch die Halle spazierend erfreuen
konnte. Schade, viel zu wenig Gäste für diesen tollen Tag!
Puppentheater-Festival Magdeburg
Kasper? Kasper! präsentierte sich in diesem Jahr als wahres Fest der Vielfalt – in jeder Hinsicht. Künstler:innen aus vielen Orten Europas verwandelten das gesamte Haus in eine pulsierende Bühne: gespielt wurde drinnen wie draußen, auf allen offiziellen Bühnen, im Hof, auf der Straße und sogar vor der Getränkefeinkost. Diese räumliche Expansion verlieh dem Festival etwas von einem offenen, atmenden Kunstorganismus – es war unmöglich, sich ihm zu entziehen.
Die Atmosphäre war angenehm und heiter – getragen von einer besonderen Mischung aus Neugier, Leichtigkeit und künstlerischer Dichte. Besonders hervorgetan hat sich das Imaginäre Museum, das durch Virtual-Reality-Brillen zum Leben erweckt wurde. Was zunächst wie eine technische Spielerei anmutete, entpuppte sich als tiefsinnige Zeitreise durch Jahrhunderte der Puppenspielkunst. Geleitet von einem virtuellen Museumsführer trat man in unterschiedliche Welten ein – jede ein Kosmos für sich, in dem die Puppen mit beeindruckender Detailtreue vorgestellt wurden.
Das Erlebnis war mehr als nur ein Blick auf Puppen – es war eine Begegnung mit Geschichte, Material, Emotion und Wandel. Man stand wortwörtlich in der Erzählung. Ein Festival, das das Puppenspiel aus seiner Nische holt und es zu einem internationalen, vielstimmigen Kunstereignis macht. Und eines, das zeigt: Die Zukunft des Theaters ist nicht nur analog oder digital – sie ist vor allem grenzenlos.
Krieg und Frieden - Theater Magdeburg
Zunächst auffällig: erstaunlich viele Gesichte im Publikum, die man ansonsten eher nicht in unserem Theater
sieht. Bei der ersten Premiere von Charlie Hübner wollten wohl einfach alle dabei sein! Schade für die, die sich
wirklich für Theater interessieren, aber keine Karten bekommen konnten.
Der Einstieg – gelungen. Ein pointierter Blick in ein Ostwohnzimmer, detailverliebt ausgestattet mit Wachstuchdecke, MuFuTi
(Multifunktionstisch, für die Uneingeweihten), russischem Zupfkuchen, Katzenzungen und dem obligatorischen Kaffeegeschirr. Wer so sozialisiert wurde, konnte sich direkt einfühlen
- für eine Vielzahl der BesucherInnen allerdings überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.
Bis zur Pause versprach es ein adäquater Abend zu werden. Danach vor allem ein Lärmgewitter - viel Geschrei, Dramatisierung auf Anschlag. Die eigens engagierten Rap-Komponisten lieferten zwei
Tracks -naja-wenigstens der Abschlusssong ging dann doch ein wenig ins Ohr ...
Sehr statisch insgesamt, auch die Bühne nicht unbedingt überzeugend. Die Leistung des Ensembles aber absolut großartig!
Die vielen Texthänger sind wohl nachvollziehbar bei diesem Umfang und den unterschiedlichen Rollen, in die jede/r wechseln
musste. Letztendlich wurde während des Stückes sogar der Souffleur vorgestellt, da er ständig angefragt war!
Welche Aufgabe hatten die geblümten Plastikröcke der Männer und seltsamen Hauben der Frauen zum Ende
hin?
Das Publikum applaudiert enthusiastisch - die Presse auch. Ob aus wirklicher Begeisterung oder weil der Name Erwartungen weckte, die einfach erfüllt werden mussten, bleibt offen.
Fazit: Ein Abend mit Höhen, Tiefen und
ziemlich großer Lautstärke!
Metamorphosis - Feiertags-Special in Luises Garten an Himmelfahrt
Während andernorts alkoholgetriebene Himmelfahrtsausflüge das Stadtbild prägten, versammelte sich in Luises Garten eine ganz andere Art von Feiertagsgesellschaft: nette Menschen, entspannte Stimmung, gute Musik und gelebte Nachhaltigkeit.
Das Metamorphosis bot alles, was man sich für einen gelungenen Tag wünscht: Tanzen unter freiem Himmel, entspanntes Stöbern im vielfältigen Flohmarkt-Angebot und kulinarische Überraschungen – allen voran das liebevoll angerichtete Buffet der Essensretter.
Für eine kleine Spende wurden hier gerettete Lebensmittel kreativ und schmackhaft verarbeitet – ein echter Genuss, sowohl geschmacklich als auch ethisch.
Die Atmosphäre war geprägt von Offenheit, Musik und Gemeinschaftssinn. Ein Tag voller Wärme, Begegnungen und Lebensfreude – weit weg vom üblichen Himmelfahrtsklischee.
Ein rundum lohnendes Ziel, ideal mit dem Fahrrad zu erreichen – und ein Fest, das zeigt, wie schön nachhaltiges Feiern sein kann.
„Mister Gum und der Tanzbär“ im Schauspielhaus Magdeburg
Bereits die dritte Kinderinszenierung der Gum-Reihe in unserem Haus – doch ob sie wirklich für Kinder ab 8 Jahren geeignet
ist, bleibt fraglich.
Der temporeiche Klamauk von „Mister Gum und der Tanzbär“ überfordert das junge Zielpublikum eher, als dass es sie mitreißt.
Dafür finden Jugendliche in der schrägen Handlung, dem schnellen Rollenwechsel und dem absurden Humor genau das, was sie
lieben – und feiern es mit sichtlicher Begeisterung.
Die schauspielerische Leistung ist beachtlich: Mit vollem Körpereinsatz, viel Spielfreude und einer beeindruckenden Wandlungsfähigkeit springen die DarstellerInnen von einer Rolle in
die nächste, unterstützt durch fantasievolle Kostümwechsel.
Doch trotz aller Energie und Kreativität: Mit einer Spieldauer von anderthalb Stunden ist das Stück gut 30 Minuten zu
lang!
Insgesamt ein unterhaltsames, visuell starkes Spektakel – allerdings eher ein Vergnügen für junge Erwachsene als für das
offiziell anvisierte Publikum.
Die "Mittwoch-A-Band" im Moritzhof
Die Mittwoch A-Band zeigte im Moritzhof eindrucksvoll, wie musikalisches Können, tiefgründige Texte und gesellschaftliches Engagement miteinander verschmelzen können.
Trotz ihres fordernden pädagogischen Berufsalltags nehmen sich die Mitglieder Zeit für Musik – und wie!
Mit einer Mischung aus Leidenschaft, Präzision und Authentizität brachten sie ihr Publikum zum Nachdenken, Mitsingen und Staunen.
Ihre Texte sind mehr als nur Unterhaltung: Sie setzen klare gesellschaftliche Zeichen, ohne dabei den künstlerischen Anspruch aus den Augen zu verlieren.
Ein Konzert, das nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich berührt hat. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal!
"La Traviata" – Premiere im TM
Die Premiere von Verdis La Traviata brachte eine Hauptdarstellerin auf die Bühne, die dem Publikum offenbar unter die Haut
ging: Die Violetta wurde mit stehenden Ovationen gefeiert – zurecht. Ihre Interpretation war emotional überzeugend und stimmlich kraftvoll, auch wenn ein Ton in der anspruchsvollen Partie nicht
ganz getroffen wurde. Umso beeindruckender, wie souverän sie mit einer Panne umging, als sie sich während einer Arie kurzerhand selbst aus einer hängengebliebenen Schleppe befreite – mit einer
Mischung aus Bühnenpräsenz und Pragmatismus, die Applaus verdient.
Weniger überzeugend war hingegen Alfredo. Sowohl stimmlich als auch darstellerisch blieb er blass. Ob seine Darstellung – im
Hawaiihemd und ohne erkennbare Entwicklung – der Regie oder dem Sänger selbst zuzuschreiben ist, bleibt offen. Sicher ist: Die Inszenierung hat ihm kaum geholfen, Profil zu gewinnen. Der Germont
(Vater) wirkte anfangs stimmlich schmal, entwickelte sich im Verlauf aber zu einem respektablen Bariton mit tragender Präsenz.
Regie und Bühne setzten auf ein bildhaftes Konzept mit starker Symbolik – das Publikum reagierte allerdings gespalten, zum
Teil sogar mit Buhrufen. Die durchgängige Vogel-Metaphorik, mit Masken, flatterndem Chor und pickenden Gesten, wirkte aufgesetzt und wenig durchdacht. Die Verbindung zum Stück erschloss sich
nicht klar und führte eher zu Verwirrung als zu Erkenntnis.
Ein starker Regieeinfall war hingegen das wiederkehrende kleine Hütchen, das Violetta als Zeichen ihrer Rolle als Kurtisane
trug. Diese Geste hatte etwas Poetisches und verlieh der Inszenierung eine stille Tiefe, die vielen der lauteren Effekte abging.
Die Bühne selbst arbeitete mit viel Stoff und beweglichen Elementen, was stellenweise eindrucksvoll wirkte, aber technisch
nicht ganz aufging – leere Schlingen und Missgeschicke störten das Bild.
Dennoch: Eine durchwachsene, aber nicht uninteressante Aufführung mit einer großartigen Violetta und einer starken Idee im
Zentrum – nur schade, dass der Rest nicht auf gleichem Niveau mithalten konnte.
Kinoabend Moritzhof "Der Meister und Margarita"
Es gibt kaum einen schöneren Ort an einem warmen Maiabend in Magdeburg als den Moritzhof. Wenn man das dann noch mit einem
Kinobesuch mit Freunden verbinden kann, ist es beinahe perfekt.
Bulgakows "Der Meister und Margarita" hat uns durch die Studienzeit begleitet – ein Werk voller Magie, Opposition und Rätsel.
Wer hätte gedacht, dass Stalinkritik einmal wieder so tagesaktuell wirken würde? Und doch ist es wie so oft: Man hat seine
eigenen Bilder im Kopf, und genau das macht diese Geschichte nahezu unverfilmbar.
Trotz großartiger Schauspieler und einer hervorragend besetzten Rolle des Teufels mit August Diehl wirkte vieles grotesk. Der
Film war zu lang, zu überladen – und spätestens der "gestiefelte Kater" hat mir dann den Rest gegeben!
Sammlung "Mahlfeld" – Vernissage in der Galerie Himmelreich
Konrad Mahlfeld ist seit Jahrzehnten ein Kunstsammler mit großer Leidenschaft.
Bisher war seine Sammlung vor allem in Ahrenshoop zu sehen – nun kehrt ein Teil temporär zurück in seine
Heimatstadt.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Werke, unter anderem von Schmidt-Rottluff und Bruno Beyer – leider für uns kaum
erschwinglich, aber dafür umso inspirierender.
Letzte Vernissage in der Schlossküche
Fotografie, Musik und Keramik bildeten den Rahmen für die letzte schöne Ausstellungseröffnung von Klaus
Vogler.
Danach wird es zwar eine Dauerausstellung zur Geschichte Stadtfelds geben, wir aber werden die wunderbaren Veranstaltungen
sehr vermissen, den parkähnliche Garten, die tolle Atmosphäre und natürlich Sekt und Kuchen.
Vielen Dank Klaus für dein Engagement der vergangenen Jahre und alles Gute für euch beide!
Munich pas d'amour - München Neue Pinakothek
... und da dachten wir doch tatsächlich, wir könnten die unfreiwillige Pause nutzen, den uns die Deutsche Bahn
bescherte, um die Pinakothek der Moderne zu besuchen.
Uns würde nur eine Stunde bleiben, aber besser als im gruseligen Umfeld des Hauptbahnhofes zu warten.
Also los - Bus verspätet, rein ins Museum - Erklärung der Situation, ob vielleicht die Möglichkeit besteht, ein ermäßigtes
Ticket zu bekommen.
Viele positive Erfahrungen diesbezüglich gemacht, in Italien sowieso, aber auch in Paris, Leipzig und
Amsterdam.
Hier ernteten wir Empörung für unser Anliegen!
Rucksäcke in die Garderobe getragen - winzige
Schließfächer - die Kollegin verlangte für die Abstellung des Gepäckes natürlich Geld.
Und ließ sich unfassbar Zeit - auf unsere Intervention, dass wir nur ein kleines Zeitfenster haben, antwortete sie mit
dem wunderbaren Münchner Satz: Das ist doch nicht mein Problem!
Max Beckmann, Emil Nolde, Baselitz und Richter entschädigten uns dann doch ein wenig.
Und dann Scheuklappen aufgesetzt, schnell auf den Bahnsteig und raus aus München. Und wieder eine Bestätigung in unserem Erfahrungskatalog!
München - nein danke!
Turbostaat Factory
Ein Abend voller Energie, Nostalgie und ungebrochener Leidenschaft:
Die alten Punkrocker aus Flensburg bewiesen bei ihrem Konzert in der Factory, dass Punk kein Verfallsdatum kennt. Mit wütender
Spielfreude, rauen Stimmen und ehrlichen Texten holten sie ihr Publikum genau da ab, wo die Jugend vielleicht mal begonnen hat – im Lärm, in der Rebellion, in der
Gemeinschaft.
Der Abend war ein Aufbegehren gegen die Zeit und ein lautes "Wir sind noch da!" an eine Welt, die sich vielleicht verändert
hat, aber nie ganz fremd wurde.
Alte Liebe, altes Leben, alter Zorn!
Kunstmuseum Wolfsburg
Wie erwartet mal wieder eine Ausstellung, die uns am Kunstbegriff zweifeln ließ.
Schwarz-weiß Videos, dunkle Räume mit unterschiedlichen Lichtquellen und dann noch abgehackte Füße, die Wurzeln bildeten und
verschränkte Arme, die eine Schlange waren.
Die Installation im großen Raum machte allerdings - weit ab vom Kunstgedanken - einfach Spaß!
Einmal auf dem Mond sitzen stehen liegen, ihn besteigen, oder von weitem auf großen Sitzkissen liegend
betrachten, Schwerelosigkeit durch Spiegelungen etc.
Empfehlung für Kinder für ein Stündchen an einem verregneten Sonntag.
Carmen/Morgenröte eines Stiers - Ballett TM
Mit Carmen bekam man eine erwartbare Choreografie. Sehr sportlich, sehr spanisch und die Transkription von Schtschedrin klang doch sehr nach dem Original, was gut gefiel.
Herausragend mal wieder Marco Marangio als Don José! Tobender Applaus!
Und wie immer, auch ein Torero muss bei uns auf Socken kämpfen....
Der zweite Teil des Abends - nach der Pause - ließ das Publikum eher mit Fragen zurück.
Die wunderbare Fiammetta sollte den zeitlebens erfolglosen George Bizet darstellen - zunächst fix auf einem
Podest.
Der Armen hatten sie eine gruselige Maske aufs Gesicht gepappt, die in einer grauen Perücke auslief, dafür aber sehr
bauchfrei, wahrscheinlich, um von dem gruseligen face abzulenken
Die anderen der Company trugen Sportjerseys und kurze Hosen; eine Ballerina schwenkte unaufhörlich eine riesengroße Flagge.
Das gab bestimmt Muskelkater am nächsten Tag!
Ansonsten erschloss sich der Inhalt nicht. Ulrike Schröder hat im Programmheft eine Interpretation versucht, wirklich weitergeholfen hat das auch nicht. Das
Ergebnis: Deutliche Buhrufe für Jeroem Verbruggens Choreographie!
Kulturfest im Kloster MD
Nach fünf Jahren wurde die erfolgreiche Veranstaltung endlich wieder aufgelegt - und die Massen
strömten.
Ist es nicht herrlich, lange Warteschlangen zu sehen, in denen Leute geduldig warten, um Kunst konsumieren zu
können? In diesen Zeiten ganz besonders großartig!
Und niemand wurde enttäuscht! Von unterschiedlicher Musik, über Tanz, Lesungen, Gesprächen, Licht und Klanginstallationen und
einfach schönem Zusammensein.
Das Klostercafé hatte reichlich für Speis und Trank gesorgt, ein herrlicher Abend!
Elbsandsteingebirge
Nach Jahrzehnten kurz entschlossen die Idee, mal wieder eine Ferienwoche in dieser tollen Gegend zu
verbringen.
Auch bei nicht so schönem Wetter ist das Gebirge einfach atemberaubend.
Wunderbares steinerne Monumente, gut gepflegte Wanderwege, viele Möglichkeiten zur Einkehr.
Empfehlung: in Bad Schandau die Toskana Therme, wo man viele Stunden der Entspannung genießen kann!
I Capuleti e i Montecchi - Romeo und Julia
Oper von Vincenzo Bellini im Theater Magdeburg
Die Premiere der Oper Romeo und Julia am Theater Magdeburg war stimmlich einfach überwältigend. Die Solistinnen und Solisten lieferten eine beeindruckende Darbietung; der Chor trug wie immer maßgeblich zur Atmosphäre bei.
Die Anhänger Romeos - Frauen in Rot, die Gefolgschaft Julias - Männer in Blau! Dazu Lorenzo sehr "subtil" in einem rot-blauen Anzug - verdeckt von einem Mantel, den er ab und an lüftete. Nachvollziehbar, wenn auch etwas plakativ.
Anderes in Bühnenbild und Ausstattung blieb in seiner Symbolik nicht wirklich nachvollziehbar! Zum Beispiel die Kostüme: eine Mischung aus Zorro, Cowboy
und Batman!? Ein besonderer Lacher waren die fast lebensgroßen Holzpferde, die von mehreren Darstellern bewegt
wurden und auf die die Protagonisten - nicht immer sicher - wieder und wieder auf- und absteigen mussten. Das
war schlichtweg unfreiwillig komisch – vor allem, als aus den Nüstern auch noch Nebel kam.
Das Orchester enttäuschte dagegen nicht - wie immer großartig, es rundete das gesamte Klangerlebnis perfekt ab. Lang
anhaltender Applaus für alle Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne und im Orchestergraben!
Also einfach Augen zu machen und die wunderbare Musik genießen!
Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute - Puppentheater Magdeburg
Ein Puppenspiel über das Grauen von Buchenwald, ist das überhaupt möglich?
Angelehnt an die klassische Fabel nähert sich das Stück dieser Thematik auf eine feinfühlige und beeindruckende Weise.
Die Grausamkeit des Lebens im Konzentrationslager wird subtil und ohne direkte Darstellung von Gewalt erzählt, was es für Kinder ab 10 Jahren zugänglich macht, aber sicher vor- und nachbereitet werden sollte.
Die wunderbaren Puppen und ihre talentierten SpielerInnen trugen zur Schaffung einer beklemmenden Atmosphäre bei, ebenso wie die einfache, aber wirkungsvolle Bühnengestaltung.
Die anderthalb Stunden lange Aufführung erreicht eine tiefgehende Wirkung, die auch Erwachsene berührt und nachdenklich macht, insbesondere in der heutigen Zeit.
Aber es erfordert auch viel Durchhaltevermögen - was sich nach ca. einer Stunde an der Unruhe der Kinder im Publikum zeigte.
Das Stück hinterlässt einen bleibenden Eindruck und regt zur Auseinandersetzung mit der Geschichte an.
Beethovens 9. Sinfonie im Opernhaus Magdeburg
Anlässlich des 80. Jahrestages der Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar wurde im Opernhaus die 9. Sinfonie von Beethoven aufgeführt.
Seit Jahrzehnten wird mit der Ode an die Freude ein Zeichen gegen Krieg und Zerstörung gesetzt.
Die Sinfonie, die sowohl in ihrer musikalischen Tiefe als auch in ihrem emotionalen Gehalt wie immer beeindruckte, war das richtige Fanal in der heutigen Zeit! "... alle Menschen werden Brüder"
Es war die letzte Aufführung unter der Leitung unserer Generalmusikdirektorin Anna Skryleva, die das Orchester mit Bravour führte und der Veranstaltung eine besondere Note verlieh.
Bei SolistInnen und Chor gab es ein paar Spitzen; insgesamt aber eine wunderbare Darbietung, die sowohl die historische Bedeutung als auch die Musikalität der Aufführung würdigte.
Bertold Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti - Schauspielhaus Hamburg
Die Aufführung von „Puntila und sein Knecht Matti“ am Schauspielhaus in Hamburg war ein besonderes Erlebnis.
Die Inszenierung stützte sich auf eine Top-Besetzung, mit SchauspielerInnen der ersten Garde, viele von ihnen bekannt aus dem TV. Etwas obsolet die vielen Nacktszenen, postmodern und nicht wirklich mehr ein Aufreger ...
Sollte das der Brechtsche V-Effekt sein?
Die Veranstaltung dauerte dreieinhalb Stunden, was selbst geduldigste Zuschauende herausforderte, aber trotz der Länge war es eine herausragende Darbietung, vor allem Dank des Darstellers des Puntila, Joachim Meyerhoff, der für seine Bücher und seine Schauspielkunst geschätzt wird.
Ganz wunderbar - wie immer - Michael Wittenborn, der in verschiedene Rollen switchte musste und das absolut bravourös tat.
Respekt auch vor der körperlichen Leistung - zeitlich und auch motorisch herausfordernd.
Da stockte schonmal kurz das Herz, wenn der 71-jährige auf einen kleinen Eimer steigen musste.
Ausverkauftes Haus und eine Insszenierung, die sicher in Erinnerung bleibt.
Beuys Ausstellung MD
Die Ausstellung zum Enfant terrible der Kunstszene Joseph Beuys in der Wobau Galerie war eine interessante, wenn auch eher kleine Sammlung.
Auch wenn die Anzahl der Originalwerke begrenzt und der Eintritt etwas teuer war, bot doch das Konzept mit einer Mischung aus Originalen, Fotos und Kopien einen abwechslungsreichen Einblick in Leben und Werk des Künstlers. Einen Schwerpunkt bildeten freilich Beuys politische Aktivitäten.
Dieses Engagement wünscht man sich von den heutigen bekannten KünstlerInnen.
Onkel Werner - TM
Moderne Adaptationen "nach Tschechow" genießen wir eher mit Vorsicht, aber diese hat uns restlos überzeugt!
Die Kritik an der Inszenierung war für uns nicht nachvollziehbar. Genau das ist das Thema der Zeit!
Die Trostlosigkeit in der Provinz, die fehlenden Möglichkeiten, die Schuld der immer anderen. Und das Abschieben der Verantwortung auf die da oben, egal wer die da oben gerade sind!
Die schauspielerische Leistung war absolut genial - die Zeit verging wie im Fluge!
Planet B - Theater Magdeburg
Da ist er wieder, der israelische schwarze Humor ....
Yael Ronen schafft es, dass einem das Lachen - trotz der allgegenwärtigen Thematik Klimakrise - nicht
im Hals stecken bleibt.
Die Inszenierung in unserem Haus tut ihr übriges! Alle Rollen sind genial besetzt und mit wenig Bühne doch
sehr beeindruckend.
Einfach toll, wie die Tiere ihre spezifische Charakteristik herausspielen. Iris Albrecht als großfressiges Krokodil - genial! Da hatte es
der Menschendarsteller tatsächlich etwas schwerer!
Zum Schluss zog es sich wieder ein wenig, 20 Minuten zu lang.
Fast zwei Stunden ohne Pause machen einfach am Abend auch nicht so richtig Spaß.